22. Dezember 2024

GP – Racing GmbH

"Alles aus einer Hand"

Im Auge des großen Volvo Stock Booms

Reportage von Michael Noir Trawnicek motorline.cc:

„We are unstopable!“ Immer mehr Fans pilgern nach Natschbach, um spannendes Stockcar Racing zu genießen. Die Stock Volvos boomen – mittendrin ein motorline.cc-Redakteur… Zwei-, Drei- und Mehrkämpfe, Rad an Rad, Tür an Tür, höchste Dramatik, das absolute Gegenteil von Langeweile. Pures Racing also, abseits von Taktik und Benzinsparmodus. Von welcher Rennserie ist da wohl die Rede?

Von der Formel 1? Leider nicht. Sie war die letzten Jahre sehr spannend – doch dank der neuen Hybrid-Turbos darf die Welt mithören, wie die angeblich weltbesten Rennfahrer von ihren Ingenieuren Funkanweisungen erhalten, wo sie früher bremsen, sie höhere Gänge verwenden sollen, um Sprit einzusparen.

Vielleicht die Langstrecken-Weltmeisterschaft? Nein, auch dort wird eifrig Sprit gespart – außerdem riskiert kaum einer eine Kollision, wenn am Ende die Anzahl der Runden entscheidet. Und überhaupt: Die WEC kann ohnehin nur noch für teures Geld konsumiert werden.

Und was ist mit der DTM? Wer die Begriffe „DTM“ und „langweilig“ googelt, erhält 970.000 Einträge – die Frage muss also nicht näher erörtert werden… Das Speedway-Prinzip

Während man im Wohnzimmer vor dem TV-Gerät einzuschlafen droht, gibt es mittlerweile einen Ort an der frischen Luft, der quasi immer mehr zur Pilgerstätte der Freunde des echten Racing wird. Ein Ort, der streng genommen eigentlich wiederentdeckt wird. Denn dort, auf der Sandbahn von Natschbach-Loipersbach und auf zahlreichen weiteren Bahnen fanden früher Speedway-Motorradrennen statt – hier konnte man in den Natur-Arenen Motorsport vom Feinsten konsumieren, zigtausende Fans feuerten dort ihre Helden an. Nachher mit ihnen zu plaudern, gehörte einfach dazu…

Einer dieser Helden war der Wiener Walter Grubmüller – gemeinsam mit seinem Freund Manfred Stohl hat er 2011 den Stockcar Racing Cup Austria gegründet. Denn der Stockcar-Sport erfreut sich international immer größerer Beliebtheit. Das Prinzip ist wie damals: Man sitzt auf der Tribüne und genießt den puren Motorsport. Man überblickt die komplette Rennstrecke, die Rennen sind kurzweilig und stets voller atemberaubender Action.

Neben der Königsklasse, den Formel 2-Stockcars, wurden bald schon die Saloon Cars ausgeschrieben – hier wird mit alten Personenkraftwagen angetreten, ein Mindestmaß an Sicherheitseinrichtungen wie Überrollkäfig, Sicherheitstank, Rennsitze und Gurte sorgt dafür, dass dieser Motorsport im Vergleich zu den etablierten Rennserien tatsächlich als „günstig“ und „leistbar“ bezeichnet werden kann. Die Aktiven werden mit jedem Jahr mehr, die spektakulären Rennen der Saloon Cars sind bei den Fans äußerst beliebt…

Im Vorjahr wagte auch Georg Gschwandner, einer der Initiatoren des Volvo Rallye Cups, mit seinem Team GP Racing den Schritt auf die Sandbahn: Vier alte Volvo-Boliden wurden nach dem Saloon Car-Reglement aufgebaut, Gaststarter Alfred Leitner, sonst auf der Rallyepiste zuhause, konnte gleich einmal den allerersten Vorlauf gewinnen… Einsteigerwelle

Bei den „Schnuppertagen“, die Gschwandner in unregelmäßigen Abständen abhält, können Interessierte um nur 20 Euro acht Runden mit einem der Stockcar Volvos drehen – so manche haben gleich nach ihren Schnupperfahrten „zugeschlagen“ und einen „Elch“ gekauft. Neu aufgebaut kostet ein Stockcar Volvo winzige 1800 Euro, ein gebrauchter Bolide ist um rund 1000 Euro zu haben. Natürlich kann man die „Elche“ auch mieten, das ist ab 450 Euro möglich, zudem ohne jeden Selbstbehalt. Eine besonders günstige Möglichkeit also, aktiv in den Motorsport einzusteigen. Und tatsächlich: Der Zuspruch ist dermaßen groß, dass Gschwandner mittlerweile gar nicht mehr nachkommt mit dem Aufbau von weiteren Stockcar-„Elchen“.

Am vergangenen Wochenende waren bereits sieben Volvos am Start, es war die Premiere des eigenen Stock Volvo Cups – einen davon, den „Presse-Elch“, durfte der Autor dieser Zeilen pilotieren. Dazu kam ein Gastauftritt des „rasenden Fotografen“ Otto Lehr in einem Kombi-„Elch“ und auch Rallyepilot Norbert Tomaschek ließ es sich nicht nehmen, sein Können auf der Sandbahn umzusetzen.



Doch auch für junge Piloten ist diese Rennserie eine gute Möglichkeit, die Sinne zu schärfen: Der 17-jährige Felix Spielauer etwa ist ein Nachwuchsmotorradrennfahrer, der gemeinsam mit seinem ebenfalls im Motorradrennsport erfolgreichen Vater Roman die Stock Volvo-Rennen als Ausgleich und „zum Spaß“ bestreitet. An einem Schnuppertag konnten die Spielauers nicht widerstehen und kauften kurzerhand einen der „Elche“. Motocross-Pilot Fritz Hemmelmayer erhielt seinen Volvo 940 von seiner Frau geschenkt, der kroatische MCL68-Schrauber Stipo Curdo hingegen mietet den Wagen, nach einem Schnuppertag war er Feuer und Flamme: „Ich möchte die gesamte Saison bestreiten!“ Bei sechs Renntagen ist man mit einer Mietgebühr von insgesamt 2700 Euro pro Saison dabei. Ein Renntag beinhaltet zwei freie Trainingsläufe, drei Vorläufe und ein Finale.

Die heckangetriebenen, rund 130 PS starken „Elche“ sind für die Sandbahnrennen wie geschaffen: Optimaler Fahrspaß, zugleich aber rustikal sicher und vor allem nahezu unverwundbar. Schließlich handelt es sich auf der Sandbahn um „Kontaktmotorsport“ – dass die Fahrzeuge einander berühren, gehört durchaus dazu. Am vergangenen Wochenende, bei der Premiere des Stock Volvo Cup, erklärte Manfred Stohl bei der obligatorischen Fahrerbesprechung sinngemäß: Das Berühren der Fahrzeuge im Rahmen normaler Rennaktivitäten sei normal und auch okay, nicht aber seien absichtliche Rammstöße erwünscht. Ein kleiner, zugleich aber sehr wesentlicher Unterschied… Tomaschek besiegt „rasenden Fotograf“ Für hochgezogene Augenbrauen sorgte Otto Lehr, sonst als Motorsportfotograf tätig, als er mit der „XL-Variante“, einem Volvo 745 Kombi Kreise um die Konkurrenten zog und die Fans mit seiner beherzten Fahrweise in den Bann zog – lediglich Rallyepilot Norbert Tomaschek konnte mithalten und im Finale schließlich noch den Gesamtsieg erringen. Georg Gschwandner sagt dazu: „Ich möchte beim nächsten Mal- und bespreche das auch mit Manfred Stohl- dass auch bei uns der Fahrer mit den meisten Tagespunkten gewinnt und nicht das Finale alleine zählt.“

Wie auch immer: Otto fuhr beeindruckend. Sein kleines „Geheimnis“: Er fuhr früher Autocross, verfügt bereits über eine ansehnliche Pokalsammlung. Ein mehr als gelungenes Comeback also – Insider prophezeien bereits: Der „rasende Fotograf“ wird auch beim nächsten Lauf wieder kräftig Gas geben. Der „rasende Reporter“, der Autor dieser Zeilen, macht nur kleine Fortschritte, hatte diesmal auch mit einer sich anbahnenden Verkühlung zu kämpfen – Georg Gschwandner wiederum hat als Pilot ebenfalls einen Hemmschuh zu überwinden: „Ich habe ein psychologisches Problem und halte mich deswegen zurück.“ Lachend klärt er auf: „Wenn 80 Prozent der eingesetzten Wagen meiner Firma gehören, habe ich eine Hemmschwelle, ihnen Leid zuzuführen.“

Längst schon wird bei GP Racing und Andreas Kampichler, der ebenfalls beim Aufbau der Volvos behilflich ist, wieder eifrig an den „Elchen“ geschraubt, denn schon am 14. Juni steht der nächste Renntag auf dem Programm, diesmal als „Nightrace“ am Abend, ab zirka 18 Uhr wird es bis 22 Uhr unter Flutlicht heiße Rennaction geben. Der Autor dieser Zeilen wird erneut den „Presse-Elch“ pilotieren, das Schlusswort gehört Georg Gschwandner: „Ich spreche für den Volvo Stock Cup frei nach Conchita: ‚We are unstopable!‘“